Newsroom & Medien GLEIF-Blogbeiträge

Der LEI: Erschließung der Vorteile eines sicheren Zahlungsökosystems für Corporate Treasurers

Guillermo De la Fuente, Verwaltungsratsmitglied der Association of Corporate Treasurers in der Schweiz und Aufsichtsratsmitglied der European Association of Corporate Treasurers (EACT), untersucht in diesem Blog-Beitrag die Vorteile des LEIs für Corporate Treasurers und die notwendige Weiterentwicklung des unterstützenden Anbieter-Ökosystems sowie das Potenzial für eine grenzüberschreitende Zahlungsinfrastruktur, die kohärenter und sicherer aufgestellt ist. Vor Kurzem wurde Guillermo De la Fuente zum Co-Vorsitzenden der Anbieter- und Dienstleister-Kontaktgruppe von GLEIF ernannt.


Autor: Guillermo De la Fuente, Verwaltungsratsmitglied von ACTSR in der Schweiz und Verwaltungsratsmitglied von EACT

  • Datum: 2024-02-06
  • Ansichten:

Corporate Treasurers sprechen sich bei grenzüberschreitenden Zahlungen zunehmend für den LEI aus. Warum ist der LEI Ihrer umfassenden Erfahrung und Kenntnis der Unternehmens- und Finanzwelt nach zu schließen für diese Akteure so attraktiv?

Mit der Implementierung des Legal Entity Identifier (LEI) können Corporate Treasurers von zahlreichen Vorteilen in Bereichen wie Onboarding, Betrugsbekämpfung und operative Effizienz profitieren. Damit diese Vorteile jedoch umfassend genutzt werden können, muss sich das Ökosystem, das den Corporate Treasurer unterstützt – einschließlich Anbietern und Dienstleistern, die Treasury-Management-Services, Enterprise Resource Planning (ERP), Know Your Customer (KYC)-Verfahren und Zahlungsüberwachungstools anbieten – weiterentwickeln, um den LEI auch wirklich zu integrieren.

Zu diesem Zweck hat GLEIF im Rahmen seiner Mission, die Implementierung und Nutzung des LEIs zu fördern, im Laufe der Jahre mit verschiedenen Stakeholder-Gruppen zusammengearbeitet. Damit sollen die Bemühungen intensiviert und der Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren innerhalb des Global Legal Entity Identifier System (GLEIS) unterstützt werden. Unter anderem wird mit den Stakeholdern innerhalb des Corporate Treasurer-Ökosystems zusammengearbeitet, für das GLEIF die European Association of Corporate Treasurers (EACT) kürzlich dazu eingeladen hat, den gemeinsamen Vorsitz zu übernehmen.

Die Gruppe wurde mit dem Ziel gegründet, gemeinsam die Einführung des LEIs zu fördern und eine Plattform zu bieten, mit der die Kommunikation zwischen GLEIF und den Mitgliedern der Gruppe erleichtert wird. Seit der Gründung der Gruppe im Jahr 2014 ist die Teilnehmerschaft auf über 40 Mitglieder aus aller Welt angewachsen und das Interesse an neuen Mitgliedschaften ist kontinuierlich groß. Es handelt sich hierbei um ein etabliertes Forum, das es aktiven Mitgliedern ermöglicht, über die neuesten LEI-Entwicklungen informiert zu bleiben und sich an den verschiedenen Geschäftsentwicklungsinitiativen von GLEIF zu beteiligen.

Da der LEI für die Identifizierung von Rechtsträgern bei grenzüberschreitenden Zahlungen nun Realität wird, bin ich sehr stolz darauf, die Corporate Treasurer-Gemeinschaft als Führungsmitglied dieser Gruppe weltweit zu vertreten und als deren Sprachrohr zu fungieren. Gerne sorge ich dafür, dass Vertreter echter Unternehmen die unzähligen Vorteile des LEIs bei grenzüberschreitenden Zahlungen verstehen und nutzen können. Hierzu gehört auch die Möglichkeit, Rechtsträger über den gesamten Zahlungsfluss hinweg, u. a. mittels KYC-Verfahren und Kunden-Onboarding, Betrugserkennung, Rechnungsabgleich, Validierung von Kontoinhaber zu Kontoinhaber und einer verbesserten Überprüfung (z. B. durch Beobachtungslisten und Sanktionen), zu identifizieren.

Was sind die Probleme, unter denen Corporate Treasurers leiden und die mit dem LEI minimiert werden könnten?

Eine mangelnde Harmonisierung des grenzüberschreitenden Datenflusses ist ein Hindernis bei der Identifizierung verdächtiger Aktivitäten und der Aufdeckung krimineller Netzwerke. Dies trägt zu einem grenzüberschreitenden Zahlungsökosystem bei, das durch begrenztes Vertrauen, hohe Kosten, geringe Geschwindigkeit und unzureichende Transparenz gekennzeichnet ist. Die Fragmentierung verhindert weitgehend eine kohärente und konzertierte Reaktion auf diese Herausforderung.

Die Financial Action Task Force (FATF) hat bereits Lösungen ermittelt, um diesen Mangel an Transparenz durch Datenaustausch und Datenstandardisierung zu beheben. Zusammengenommen ermöglichen diese Lösungen die fortschrittlichen Analysen, die zur Unterstützung effektiver grenzüberschreitender Initiativen im Kampf gegen Geldwäsche (AML) und Terrorismusfinanzierung (CFT) erforderlich sind. Hier könnte der LEI als universelle Rechtsträgerkennung eindeutig hilfreich sein.

Darüber hinaus hat die Payments Market Practice Group (PMPG) von Swift unlängst eine Studie veröffentlicht, welche die Vorteile der Integration des LEIs in ISO 20022-Zahlungsnachrichten erörtert. Die weltweite Einführung des LEIs in ISO 20022-Zahlungsnachrichten bedeutet eine Weiterentwicklung der Finanzstandards, was zu einem vernetzteren und sichereren Finanzsystem weltweit führen könnte. Die Einführung dieser Standards macht die positiven Auswirkungen im Hinblick auf Datenqualität, Risikomanagement und Gesetzeskonformität immer deutlicher.

Wie lassen sich die Vorteile des LEIs zur Unterstützung von Sofortzahlungen nutzen?

Hier gilt es, die Entstehung eines weltweiten gesetzgeberischen/juristischen Ökosystems zur Reduzierung von Betrug und zur wirksameren Aufdeckung von Finanzkriminalität zur Kenntnis zu nehmen. Sobald der LEI in ISO 20022-Zahlungsnachrichten integriert ist, werden Transparenz und Vertrauen sowohl im KYC-Verfahren als auch bei der Überprüfung von Kontoinhabern erheblich verbessert.

Erst vor wenigen Monaten hat der Finanzstabilitätsrat in seinem Bericht zur Bestandsaufnahme die Herausforderungen für einen effektiven grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr aufgezeigt. Dabei hoben verschiedene Behörden die Notwendigkeit des LEIs zur Verringerung der Kosten und Komplexität der grenzüberschreitenden Zahlungsabwicklung hervor.

Die Europäische Union hat ihre AML-Vorschriften schrittweise verschärft und die rechtliche Grundlage für den Einsatz des LEIs – sowohl bezüglich KYC als auch in Anwendungsfällen wie der Validierung von Kontoinhaber zu Kontoinhaber – geschaffen.

Im Rahmen der vorgeschlagenen AML-Verordnung (noch in Bearbeitung), Artikel 18, führt die Europäische Kommission zusätzliche Sorgfaltsprüfungen ein, um Schutzmaßnahmen für verpflichtete Einrichtungen, die eine Geschäftsbeziehung mit juristischen Personen und Rechtsträgern unterhalten, zu bieten. Als Teil des neuen Kundenverifizierungsverfahrens schreibt der Text die Offenlegung des LEIs, sofern verfügbar, durch folgende Parteien vor:

  • Einen Rechtsträger;
  • Einen Treuhänder eines Express Trusts oder eine Person, die eine gleichwertige Position in einem ähnlichen Rechtskonstrukt innehat;
  • Andere Organisationen, die nach nationalem Recht rechtsfähig sind.

In der europäischen Verordnung zu Sofortzahlungen („Instant Payments“) finden wir den LEI im Wortlaut eingeführt, in dem die Bestimmungen zum IBAN-Namensabgleich beschrieben werden. Durch die künftige Gesetzgebung zu Sofortzahlungen können Zahlungsdienstleister (PSPs) dem Zahler die Option bieten, den LEI des Zahlungsempfängers zu verwenden, wenn der Zahlungsempfänger eine juristische Person ist, um den Abgleich mit der Zahlungskontokennung zu verbessern. Noch wichtiger ist, dass die Bestimmungen voraussichtlich alle Überweisungen abdecken werden (nicht nur Sofortüberweisungen, wie ursprünglich vorgeschlagen). Das heißt, Zahlungsdienstleister können dem Zahler auch die Möglichkeit bieten, den LEI für normale Überweisungen zu verwenden.

Ich freue mich sehr über diese zunehmende Dynamik: Auf Länderebene sind das Vereinigte Königreich und Indien leuchtende Beispiele dafür, wie Marktinfrastrukturen den LEI implementieren können, damit Finanzinstitute und Dienstleister ihn für eine bessere Konto- oder Zahlungsempfängervalidierung nutzen können. Mit der Gesetzgebung zu Sofortzahlungen werden Finanzinstitute und ihre Dienstleister die gleichen technischen Infrastrukturen aufbauen. Die Anbietergemeinschaft hat nun die Möglichkeit, ihr Produktangebot zu erweitern, damit Corporate Treasurers von den Vorteilen des LEIs im gesamten Zahlungsökosystem profitieren können. Einige Beispiele sehen wir bereits in den von GLEIF veröffentlichten Pilotprojekten. Der globale Anbieter Moody's nutzt zusammen mit dem Treasury- und Handelslösungsanbieter Ceviant und innovativen Plattformen wie RegTech und Finema den LEI, um das Onboarding zu optimieren.

Sobald der LEI in die kritischen Prozesse des KYC-Verfahrens und der Verifizierung von Kontoinhaber zu Kontoinhaber integriert ist, können Corporate Treasurers die Aktivitäten dazwischen auf umfassende Weise für eine treffendere Abstimmung von Unternehmensrechnungen und eine verbesserte Erkennung von Betrug und Anbieterbetrug nutzen. Die Unterstützung von Anbietern und Dienstleistern ist jedoch unabdingbar, um diese Entwicklung zu ermöglichen.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als neuer Co-Vorsitzender der Gruppe? Wie sehen Ihre strategischen Prioritäten aus?

EACT unterstützt die strengen AML-Anforderungen voll und ganz und sieht das Potenzial, das Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Betrugsprävention sowie die Effizienz der Vorschriften weiter zu verbessern. Die Harmonisierung der KYC-Pflichten würde die Beziehungen zwischen Unternehmen und Banken nicht nur EU-weit, sondern auch weltweit rationalisieren und vereinfachen. Dies könnte letztlich zu einem Konzept führen, das einer Art „AML-Pass“ entspricht. Unternehmen könnten diesen „Pass“ beziehen, indem sie ein KYC-Verfahren bei einer Bank abschließen und ihn anschließend nutzen, um Kundenbeziehungen zu anderen Banken einfacher aufzubauen. Mit dem neuen AML-Rahmen durch Regulierung unterliegen Banken harmonisierten KYC-Anforderungen, daher könnte es sich hier um eine praktikable Option handeln, die es zu prüfen gilt. Der vLEI würde als globaler Identitätsnachweis einer Organisation eine wichtige Rolle spielen.

Die Anbieter- und Dienstleister-Kontaktgruppe von GLEIF bietet ihren Mitgliedern bereits Zugang zu einer Anbietergemeinschaft mit Erfahrung im Einsatz des LEIs. In meiner Rolle als Co-Vorsitzender und Repräsentant von EACT freue ich mich darauf, die direkte Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern dieser Gruppe und der Gemeinschaft der Corporate Treasurers auszuweiten. Ich hoffe, dass sich damit ein besseres Verständnis zwischen den beiden Stakeholder-Gruppen fördern lässt und es der Anbietergemeinschaft ermöglicht wird, globale Corporate Treasurers besser zu unterstützen. Abgesehen davon wird der LEI weiterhin genutzt, um Zahlungsbetrug zu reduzieren und neue Gesetzesinitiativen wie die EU-Gesetzgebung für Sofortzahlungen umzusetzen.

Falls Sie einen Blogbeitrag kommentieren möchten, besuchen Sie zum Posten Ihres Kommentars bitte die Blog-Funktion auf der englischsprachigen GLEIF-Website. Bitte identifizieren Sie sich mit Ihrem Vor- und Nachnamen. Ihr Name erscheint neben Ihrem Kommentar. Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Bitte beachten Sie, dass Sie sich durch Zugriff auf oder Beiträge zum Diskussionsforum verpflichten, die Bedingungen der GLEIF-Blogging-Richtlinie einzuhalten. Lesen Sie sich diese daher sorgfältig durch.



Alle vorherigen GLEIF-Blog-Postings lesen >
Über den Autor:

Guillermo De la Fuente ist ein Finanzexperte, der 30 Jahre Erfahrung in verschiedenen Rollen aus verschiedenen Branchen wie Bankwesen, Rohstoffhandel, Chemie, Telekommunikation und internationale Organisationen mitbringt. Derzeit ist er Senior Treasury and Risk Manager bei SITA, Verwaltungsratsmitglied der Association of Corporate Treasurers in der Schweiz (ACTSR) sowie Verwaltungsratsmitglied der European Association of Corporate Treasurers (EACT) und der International Group of Treasury Associations. Er ist Co-Vorsitzender der Anbieter- und Dienstleister-Kontaktgruppe von GLEIF. Zuvor war Guillermo De la Fuente Treasurer bei RAIZEN, dem Rohstoffhandelszweig von SHELL für Zucker und Ethanol, sowie Treasurer bei JPMorgan in Genf, wo er 1999 zum Teilchenphysiklabor CERN als Leiter für Treasury and Payments wechselte. In Spanien arbeitete Guillermo De la Fuente für große multinationale US-Unternehmen wie GE, FLUOR und DUPONT.

Guillermo De la Fuente erwarb einen MBA an der University of Houston und einen Master in Finanzen und Wirtschaft an der Universität Oviedo, wobei er sich mit Auszeichnung auf Steuern spezialisierte. Er sitzt in den Aufsichtsräten von FACTOFINANCE, ACTSR, EACT und IGTA und ist außerdem ein verantwortungsbewusster Bürger, der aktiv an der Kommunalpolitik im Stadtrat seiner Gemeinde teilnimmt. In seiner Freizeit fährt er gerne mit seiner Frau und seinem Sohn in den Alpen Ski.


Tags für diesen Artikel:
Kundenbetreuung, Compliance, Datenverwaltung, Datenqualität, Digitale Identität, GLEIF-Dienstleistungen, Global LEI Index, Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF), Governance, Know-Your-Customer (KYC), Vorteile eines LEI aus unternehmerischer Sicht, LEI-Vergabestellen (Local Operating Units - LOUs), LEI-Abgleich, LEI-Verlängerung, Legal Entity Identifier (LEI), Open Data, Richtlinienerfordernisse, Regulierung, Risikomanagement, Standards, Verifizierbarer LEI (vLEI)