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Eine Roadmap zur Transformation des Zahlungsverkehrs: FSB erkennt Unique Identifiers als Baustein für verbesserten grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr an

Clare Rowley begrüßt die Roadmap des FSB zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs, die eine Konsultation mit GLEIF und anderen Stakeholdern über einen globalen „Unique Identifier“ als eindeutige Kennung vorsieht und die Verpflichtung des FSB zur Überprüfung von Optionen für eine verstärkte Einführung des LEI darlegt


Autor: Clare Rowley

  • Datum: 2021-02-18
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In einer zunehmend digitalisierten Welt gilt der Fokus der G20 einem verbesserten grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Da grenzüberschreitende Zahlungsdienste schneller, kostengünstiger, transparenter und inklusiver werden, ist davon auszugehen, dass das Wirtschaftswachstum, der internationale Handel und die finanzielle Inklusion allesamt zunehmen und Vorteile für die Bürger und Volkswirtschaften weltweit generieren werden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuellen globalen Pandemie verstärken die These, dass dies eher früher als später der Fall sein wird.

Zur Unterstützung dieser international gegebenen Priorität hat das Financial Stability Board (FSB) im Oktober seine Stage-3-Roadmap zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs veröffentlicht. Das Dokument wurde in Koordination mit dem Ausschuss für Zahlungsverkehr und Marktinfrastrukturen (CPMI) und anderen relevanten internationalen Stakeholdern entwickelt. Es baut auf dem Stage-1-Report des FSB auf, der die Herausforderungen und die Reibungsverluste im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr erläutert, die zu Ersteren beitragen, sowie auf dem Stage-2-Report des CPMI, in dem die notwendigen Elemente einer Antwort in Form von 19 Bausteinen detailliert werden.

In seiner Veröffentlichung führt das FSB mehrere Fokusbereiche auf, die eine globale Koordination und Maßnahmen erfordern, um all diese Herausforderungen zu überwinden. Diese Fokusbereiche, mit denen das bestehende Ökosystem für den Zahlungsverkehr verbessert und neue Strukturen und Verfahren für den Zahlungsverkehr abgedeckt werden sollen, werden über Bausteine mit jeweils relevanten Maßnahmen und indikativen Zeitplänen abgebildet, die von den FSB-Mitgliedsbehörden, Standardsetzern und von internationalen Organisationen vereinbart wurden. Der Ansatz bietet einen auf oberster Ebene angesiedelten Plan, der ehrgeizige, aber erreichbare Ziele setzt.

Zahlungstransaktionen sind das Kernstück der Digitalisierung. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission im Rahmen des Digital Finance Package eine Strategie für den Massenzahlungsverkehr entwickelt. Der internationale Zahlungsverkehr ist eine zentrale Säule dieser Strategie, und wir unterstützen die Roadmap der G20, insbesondere im Hinblick auf globale Standards. Der LEI wird dabei in vollem Umfang berücksichtigt, da es sich um ein starkes und etabliertes Instrument handelt, mit dem die mit grenzüberschreitenden Zahlungen verbundenen Kosten verringert werden können. - Ceu Pereira, Team Leader, Retail Payments bei der Europäischen Kommission

Global Unique Identifiers: ein Baustein für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr

Von besonderer Bedeutung für GLEIF ist die Identifizierung des Punkts „Etablierung von Unique Identifiers in Proxy-Registern“ als ein wichtiger Baustein in der Roadmap des FSB für einen verbesserten grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Dieser Baustein ist dem Fokusbereich „Erhöhung der Datenqualität und der durchgehenden Datenverarbeitung durch Verbesserung der Datenlage und Praktiken am Markt“ zugeordnet.

Innerhalb des handlungsorientierten Rahmens der Roadmap haben sich das FSB und GLEIF verpflichtet, in Absprache mit dem CPMI, dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Internationalen Organisation für Normung und anderen Stakeholdern zu arbeiten, um „den Geltungsbereich und Hindernisse für die Entwicklung eines globalen Unique Identifier (UI) für grenzüberschreitende Zahlungen und potenziell andere Finanztransaktionen zu analysieren, der bestehende Kennungen einschließlich des LEI für Rechtsträger berücksichtigt ...“ Ferner würde die Überprüfung:

  • Mechanismen beinhalten, um UIs mit Zahlungsinformationen, etwa aus Visa oder Proxy-Registern, abzugleichen,
  • Der Arbeit relevanter Standardsetzungsgremien, einschließlich der FATF [Financial Action Task Force], zu technischen, Governance-spezifischen oder politischen Fragen Rechnung tragen,
  • Und analysieren, wie bestehende Kennungen abgeglichen werden können.“

Diese Zusammenarbeit ist für den Zeitraum von Oktober 2020 bis Dezember 2021 geplant, und GLEIF begrüßt die Gelegenheit, sich daran zu beteiligen.
Als weitere Maßnahme, die dem gleichen Baustein „Establishing Unique Identifiers...“ angehört, wird GLEIF in enger Abstimmung mit dem FSB, dem Legal Entity Identifier Regulatory Oversight Committee (LEI-ROC) und nationalen Behörden zusammenarbeiten, um Optionen für eine verbesserte LEI-Einführung zu eruieren. Diese Arbeit wird von Juni 2021 bis Juni 2022 stattfinden.

Laut Ansicht von GLEIF ist es äußerst ermutigend zu beobachten, wie die Roadmap des FSB für einen verbesserten grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr einen glasklaren Zusammenhang zwischen der Identifizierung von Rechtsträgern und einem gut funktionierenden Ökosystem für den globalen Zahlungsverkehr herstellt. Denn mangelt es an einem System, das die Gegenparteien bei jedweder Art von Transaktion, ob grenzüberschreitend oder anderweitig, eindeutig identifiziert, verringert dies grundsätzlich die Transparenz, die Zahlungssicherheit und die Möglichkeit, Betrug aufzudecken. Die Bemühungen des FSB zur Definition einer standardisierten globalen Rechtsträgerkennung, welche diese Identitätsüberprüfung über internationale Grenzen hinweg ermöglicht, sollten daher uneingeschränkt gewürdigt werden. Ein solcher Schritt kann das Vertrauen in den globalen Handel erhöhen, was zu beträchtlichen Chancen für die Geschäftswelt und Wirtschaft führen wird.

Eignet sich diesbezüglich der LEI?

Unternehmen müssen in der Lage sein, Gegenparteien bei der Durchführung und Abwicklung von Zahlungen auf transparente Weise zu identifizieren. Dies ist im Umgang mit Rechtsträgern aus verschiedenen Ländern eine echte Herausforderung. So könnten die Zahlungs- und KYC-Prozesse von Airbus vereinfacht werden, wenn sich die Gegenparteien der Transaktionen sowie die letztlich begünstigten Eigentümer eindeutig identifizieren ließen. Die Verwendung von LEIs im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr würde für Unternehmen weltweit beträchtliche Vorteile bringen. - Dr. Franz Kaiser, Head of Treasury Reporting & Middle Office, Finance FTR bei Airbus

Zuversichtlich stimmt dabei auch die Zusage des FSB, den LEI im Zusammenhang mit dieser Initiative zu betrachten. Die Roadmap macht deutlich, dass noch Sondierungsarbeit zu leisten ist, um die Rolle zu bewerten, die der LEI bei der Identifizierung von Rechtsträgern im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr spielen könnte. Es besteht kein Zweifel daran, dass es künftig einer universellen Einigung über den Unique Identifier bedarf. Und darin liegt eine wesentliche Stärke des LEI begründet: Entscheidungen über gemeinsame Standards für den Zahlungsverkehr werden häufig durch die Abstimmung zwischen großen und unterschiedlichen Gruppen von Stakeholdern geprägt. Der LEI ist das Resultat einer solchen globalen Übereinkunft. Entwickelt wurde der LEI, um nach der Finanzkrise 2008 Transparenz im Derivatemarkt zu schaffen. In Anbetracht dieser Tatsache scheint es eine ganz natürliche Weiterentwicklung seines Zwecks zu sein, eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Transparenz im gesamten weltweiten Zahlungsverkehr zu spielen. Er würde einen sehr schlagkräftigen Ansatz bieten, der eine sofortige Lösung für die globale Identifizierung von Rechtsträgern darstellt. Ganz anders gestaltet sich indes die Frage, wie die Notwendigkeit einer globalen eindeutigen Kennung für Einzelpersonen angegangen werden kann. Hier zeichnet sich noch keine unmittelbare und offensichtliche Lösung ab.

Während das FSB versucht, ein starkes Fundament für ein zukunftssicheres Ökosystem des globalen Zahlungsverkehrs zu schaffen, möchte ich das Versprechen von GLEIF bekräftigen, basierend auf Kooperation einen wertvollen Beitrag zur Transformation des globalen Zahlungsverkehrs zu leisten. Wir freuen uns darauf, durch unser Engagement in den FSB-Konsultationen unseren Teil dazu beitragen zu können, grenzüberschreitende Dienstleistungen im Zahlungsverkehr ambitioniert weiterzuentwickeln.

Abgesehen von ihrem breiteren Nutzen für die Finanzstabilität können LEIs dazu beitragen, das Ökosystem des Zahlungsverkehrs zu verbessern. Die sich daraus ergebende Unterstützung könnte von einer verbesserten AML- und Sanktionsprüfung bis hin zu einem effektiveren internen Abgleich von Zahlungen reichen. Angesichts seiner Bedeutung für den Zahlungsverkehr und seiner Rolle als wertvolles Instrument in einer zunehmend datengesteuerten Wirtschaft wird die Bank of England künftig den LEI in nach ISO 20022 erstellten Zahlungsmeldungen von CHAPS einführen. Begonnen werden soll damit im Februar 2023 auf einer „Optional-to-Send“-Basis. Ab dem Frühjahr 2024 ist der LEI für Zahlungen zwischen zwei Finanzinstituten verpflichtend zu übermitteln. Ich hoffe, dass wir im Laufe der Zeit, wenn der LEI zunehmend an Akzeptanz gewinnt, in der Lage sein werden, eine breitere Palette von Zahlungen verpflichtend mit dieser Kennung zu versehen. Denn nur wenn eine größere kritische Masse erreicht wird, können auch die größten Fortschritte erzielt werden. - Victoria Cleland, Executive Director for Banking, Payments and Innovation, Bank of England

Finanzinstitute in ganz Europa müssen für eine effiziente und sichere Zahlungsabwicklung die gleiche technische Sprache sprechen. Der EPC-SEPA-Zahlungsverkehr und die damit verbundenen Verfahren beruhen entsprechend auf globalen offenen Standards, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten Daten austauschen, die in ganz Europa einheitlich verstanden werden. Daher freut sich der Europäische Zahlungsverkehrsausschuss (EPC), dass das Global LEI System expandiert und die Unternehmen unterstützt, und er ist bereit, den LEI im neuen "SEPA Request-to-Pay (SRTP)"-Programm als Option zur Identifizierung von RTP Service Providers (SPs) zu berücksichtigen. - Javier Santamaria, Chair of European Payments Council und Mitglied des GLEIF-Verwaltungsrats

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Über den Autor:

Clare Rowley ist Head of Business Operations der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF). Bevor sie zu GLEIF kam, arbeitete Frau Rowley bei der United States Federal Deposit Insurance Corporation (Einlagensicherungsfonds der USA), wo sie für Technologieinitiativen verantwortlich war, die die Abwicklungsprogramme der Banken verbessern und einen Beitrag zur Forschung über Subprime-Hypotheken leisten. Frau Rowley ist ein CFA® Charterholder und hat einen MS-Abschluss in Predictive Analytics von der Northwestern University.


Tags für diesen Artikel:
Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF), Governance, Vorteile eines LEI aus unternehmerischer Sicht, Open Data, Standards, Regulatory Oversight Committee (ROC)