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Zusammenarbeit von OpenSanctions, Open Ownership und GLEIF für ein besseres Screening im Rahmen von Sanktionen und der Geldwäschebekämpfung

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schätzt, dass jedes Jahr weltweit zwischen 2 und 5 Billionen US-Dollar gewaschen werden und weniger als 1 % davon wiedererlangt wird. Friedrich Lindenberg, Gründer von OpenSanctions, erklärt, warum OpenSanctions eine Partnerschaft mit GLEIF und Open Ownership im globalen Kampf gegen Finanzkriminalität eingegangen ist. Dadurch wird ein effizienter Abgleich kritischer Datensätze ermöglicht, insbesondere im Zusammenhang mit grenzüberschreitenden und sofortigen Zahlungen.


Autor: Friedrich Lindenberg, Gründer, OpenSanctions

  • Datum: 2023-12-06
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Die Zusammenarbeit zwischen GLEIF und Open Ownership, die mit der Absicht vorgestellt wurde, die Zuordnung auf die OpenSanctions-Datenbank zu erweitern, wurde in der Auswahlliste für den G20 TechSprint 2023 anerkannt. Welchen Wert hat diese Zusammenarbeit für den Kampf gegen die Finanzkriminalität?

Wie wir auf dem TechSprint gesehen haben, gibt es in der Welt der Finanzregulierung eindeutig viele Anwendungsmöglichkeiten für ein Produkt wie dieses. Die Zusammenarbeit unterstreicht die Effektivität gut strukturierter offener Daten und robuster Unternehmenskennungen. Sie unterstreicht auch die praktische Anwendung der Datenintegration als zentrales Instrument zur Bekämpfung der Finanzkriminalität.

Die Integration bietet ein umfassendes Netzwerk von Unternehmen und Beziehungen, das den Analysten die Suche nach Hinweisen und die Bewertung potenzieller Risiken für ein Unternehmen erleichtert. Dieses Projekt unterstreicht zudem die praktische Anwendung der Datenintegration als zentrales Instrument zur Bekämpfung der Finanzkriminalität.

Das besonders Interessante an diesem Gemeinschaftsprojekt ist, dass es mehrere spezialisierte Datensätze zusammenführt, sodass wir sogenannte sekundäre Sanktionen ermitteln können. Diese gelten speziell für Unternehmen, die zu 50 % oder mehr im Besitz von sanktionierten Personen oder Organisationen sind. Außerdem helfen sie uns dabei, einen umfassenden Datensatz für die Überprüfung und Rückverfolgung von Vermögenswerten zu erstellen.

Die gemeinsame Initiative hat das Potenzial, die Screening-Prozesse zu verbessern, die Unterstützung für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu steigern und die Sorgfaltspflicht gegenüber Kunden sowie die Durchsetzung von Sanktionen weltweit zu erweitern. Was sind die kritischsten Probleme, mit denen das globale Finanzsystem heute konfrontiert ist?

Das globale Finanzsystem steht derzeit vor zahlreichen Herausforderungen. Zwar sind viele Unternehmen, die ein Sanktionsscreening durchführen, mit lästigen und möglicherweise regelmäßigen Problemen wie falsch positiven Ergebnissen aufgrund eines minderwertigen Datensatzes konfrontiert. Allerdings ist die allgemeine Effektivität dieser Screening-Systeme ein größeres Problem.

Diese Art von Fragen wird in regulierten Unternehmen selten gestellt, und die meisten Systeme sind nicht so konzipiert, dass sie diese Fragen ausreichend beantworten. Wir können hier und da kleinere Korrekturen vornehmen, aber die größten Schwierigkeiten ergeben sich aus diesen größeren Fragen und Problemen.

Die Daten, die zwischen den Unternehmen ausgetauscht werden, müssen standardisiert sein, damit sie für das Screening im Rahmen von Sanktionen und der Geldwäschebekämpfung verwendet werden können. Wie trägt die gemeinsame Initiative zur Lösung dieser Herausforderung bei?

Sie erleichtert dies durch die Verwendung gemeinsamer Identifikatoren wie dem LEI-Code und die Zuordnung vom LEI zu anderen Identifikatoren wie ISIN und BIC. Die Initiative nutzt auch aufkommende Standards wie BODS [Beneficial Ownership Data Standard (Standard für Daten zu wirtschaftlichem Eigentum)] für Daten zu wirtschaftlichem Eigentum, um die Integration von Daten und die Erstellung von wiederverwendbaren Analysetools zu ermöglichen. Diese Strategien tragen zur Standardisierung von Daten bei, die von verschiedenen Stellen gemeinsam genutzt werden, und erhöhen so die Wirksamkeit von Screeningprozessen im Rahmen von Sanktionen und der Geldwäschebekämpfung.

„Man braucht ein Netzwerk, um ein Netzwerk zu besiegen“, sagte Beju Shah, Leiter des Innovation Hub Nordic Centre der BIZ, als das Projekt Aurora abgeschlossen wurde. Können Sie erläutern, wie Ihr Netzwerk von Organisationen (genannt „Transparency Fabric“), die mit offenen, hochwertigen, standardisierten Daten zusammenarbeiten, den Kampf gegen bösartige Netzwerke unterstützen kann?

Ein Aspekt, der den Transparency Fabric besonders nützlich machen, ist, dass jede der beteiligten Organisationen ihre eigene Spezialität mitbringt. Gemeinsam kann der Transparency Fabric Finanzkriminalität bekämpfen, indem ein effizienter Abgleich kritischer Datensätze ermöglicht wird, insbesondere bei grenzüberschreitenden und sofortigen Zahlungen.

Eines der größten Probleme bei Kontrollen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung ist der Mangel an qualitativ hochwertigen, weltweit verfügbaren Daten über wirtschaftliche Eigentümer. Da Regierungen sich für Transparenz statt Geheimhaltung entscheiden, können OpenSanctions und Open Ownership dazu beitragen, einen tieferen Einblick in die Netzwerke zu geben, die sanktionierte Unternehmen und Personen umgeben.

Wie wird die gemeinsame Initiative vorankommen?

Es gibt ein paar Richtungen, in die wir wachsen wollen. Erstens sind wir immer auf der Suche nach weiteren Daten zu den wirtschaftlichen Eigentümern. Es gibt noch ein paar weitere Steine, die in dieser Kategorie umgedreht werden können, zum Beispiel Daten, die von nationalen Regierungen unter Verwendung des BODS veröffentlicht werden.

Darüber hinaus haben sich die Zuordnungen, die GLEIF zwischen seinen eigenen Identifikatoren und anderen Systemen – wie ISINs, BICs und OpenCorporates IDs – erstellt hat, als unschätzbar wertvoll erwiesen. Es wäre nützlich, mehr Zuordnungen zwischen anderen im Finanzsektor verwendeten Identifikatoren zu haben. Dies geht zurück auf die Idee, unsere Systeme für die jeweiligen Ziele richtig zu gestalten. Wenn wir die Zuordnung von Identifikatoren wie Börsensymbolen und Wertpapiercodes verbessern, könnten wir die Möglichkeiten der regulierten Unternehmen zur Identifizierung von Risiken stärken und ein robusteres Instrument zur Prävention von Finanzkriminalität bereitstellen.

Welche Zukunftspläne hat OpenSanctions?

Eines unserer wichtigsten Projekte ist derzeit die Zuordnung von Daten politisch exponierter Personen (PEPs). Wenn Sie die Finanzkriminalität bekämpfen wollen, müssen Sie nicht nur die sanktionierten Personen im Auge behalten, sondern auch alle, die über die Mittel verfügen, staatliche Gelder zu verwenden.

Das systematische Sammeln von Informationen über politisch exponierte Personen auf der ganzen Welt ist eine besondere Herausforderung. Denn es gibt keine global definierten Regeln dafür, wer als PEP eingestuft wird und wer nicht, aber die Unterscheidung ist dennoch wichtig.

Wir haben kürzlich unseren gesamten PEP-Datensatz überarbeitet und länderspezifische Seiten erstellt, damit die Nutzer unsere Daten besser erkunden und verwenden können. Jetzt untersuchen wir, welche anderen Daten oder Qualifizierungsmerkmale für unsere Nutzer nützlich sein könnten.

Darüber hinaus möchten wir natürlich die Anzahl der Daten über wirtschaftliche Eigentümer erhöhen, auf die wir zugreifen und die wir mit den von uns erhobenen Risikoinformationen verknüpfen können. Wir interessieren uns insbesondere für Länder und Regionen, die in den Fokus der Sanktionsumgehung geraten sind, wie die Türkei, Dubai und Zentralasien.

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Über den Autor:

Friedrich Lindenberg ist der Gründer von OpenSanctions. Sein Interesse an den Daten der Überwachungslisten wurde durch seine Arbeit in der investigativen Berichterstattung inspiriert. Friedrich leitete von 2016 bis 2021 das Datenteam des Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP), wo er zu zahlreichen Untersuchungen über transnationale Kriminalität, Offshore-Finanzierung und Geldwäsche beitrug.

Er rief das Aleph-Projekt ins Leben, eine Open-Source-Datenplattform, die von Reportern und Analysten in über 40 Medienunternehmen genutzt wird, um große strukturierte und unstrukturierte Datensätze zu untersuchen und Hinweise für die Berichterstattung zu finden.


Tags für diesen Artikel:
LEI-Abgleich, Open Data, Know-Your-Customer (KYC), Vorteile eines LEI aus unternehmerischer Sicht, Datenverwaltung, Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF), Global LEI Index